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12. Mai 2022Burnout – Thomas Kölblin-Herzig zu Gast beim IDG TechTalk Podcast #45
15. Juni 2022Wie kommen Sie mit Veränderungen klar?
Wann haben Sie das letzte Mal im Kopf umgeparkt?
Mit meinen Eltern bin ich als kleiner Junge alle Jahre wieder nach Italien in den Urlaub gefahren. Lange Zeit in einem Opel Kadett. Einem Zweitürer. Ich erinnere mich noch sehr gut an die beiden Kühlboxen, die im Fußraum hinter den Vordersitzen standen. Sie hatten aus der Notwendigkeit, die Boxen unterzubringen, eine Tugend gemacht: und so für uns Kinder die Schlaffläche hinten auf der Rückbank vergrößert.
Vielleicht ist mir wegen dieser lieben Kindheitserinnerung der alte Werbeslogan von Opel so im Gedächtnis geblieben: „Opel – Umparken im Kopf“.
Heute jedenfalls möchte ich mit Blick auf die Barrierefreiheit eben dazu ermuntern: Ein wenig umzudenken, um dann mit den Herausforderungen, mit denen Sie in Ihrem Leben konfrontiert werden, allen Veränderungen, besser umzugehen.
„Barrieren? Doch nicht für mich!“
Ich erlebe das in meiner Arbeit, gerade in meiner Arbeit mit Führungskräften, immer wieder, wie schwer es den Menschen fällt, Schwäche zuzugeben. Zuzugeben, dass sie verletzbar sind. Der Perfektionismus ist die gängige Denke, an der sich viele Menschen orientieren. Aber wer ist schon perfekt? Und wer in Gottes Namen legt für Perfektionismus eigentlich die Maßstäbe fest?
Für viele Menschen werden diese Maßstäbe zu Barrieren, an denen sie sich lebenslang abmühen: Sie schaffen es einfach nicht, hoch genug zu springen und reißen einfach immer wieder die Messlatte.
Einem solchen Menschen, der nach Perfektion strebt, ist die Frage nach seiner eigenen Schwäche, den eigenen Barrieren, die ihn limitieren, natürlich total unangenehm: Klar, er weiß schon, dass er ein Problem hat, sonst käme er ja nicht zu mir. Und dass er Hilfe sucht, zeigt auch, wie groß der Leidensdruck geworden ist.
Aber dennoch: Am liebsten würde er sein Problem unter den Teppich kehren. Als lästige Lappalie abtun. Weil es eine Abweichung ist. Nicht normal. „Barrieren? Doch nicht für mich! Ich überwinde noch jedes Hindernis!“
Die Barrieren im Blick
Aber ein Hindernis lässt sich eben nur überwinden, wenn Sie es als solches wahrnehmen. Ansonsten rennen Sie immer nur davor weg und holen sich, wenn es richtig schlecht läuft, heftige Blessuren.
Deswegen ist es so wichtig für mich, herauszufinden, wo derjenige steht. Ohne eine solche Ortsbestimmung ist kein sinnvolles Umparken im Kopf möglich.
„Wie tief stecken Sie in der Misere? Was würden Sie sagen? Stecken Sie komplett im Loch? Richtig, richtig tief? Oder sind Sie schon ein Stückweit raus aus der Krise?“ – das versuche ich im Verlauf der gemeinsamen Arbeit herauszufinden.
Denn auf diese Weise können wir nicht nur das Problem besser in den Blick bekommen, sondern vor allem auch Potenzial entdecken, das darin liegt und das helfen kann, das Problem zu überwinden:
Wenn Sie meinen letzten Blog gelesen haben, werden Sie schon ein Gespür dafür haben, wie ich Barrierefreiheit verstehe – und welche Aspekte sie für mich besitzt: Barrieren sind für mich Hindernisse, die eine besondere Botschaft für einen Menschen haben.
Wenn Sie zum Beispiel erkennen, dass Sie schon einmal ein gutes Stück des Weges raus einer Krise gefunden haben, dann erkennen Sie auch, auf welche Ihrer Fähigkeiten Sie sich dabei stützen konnten. Sie erkennen, was Ihnen Halt gab.
Die Botschaft der Barrieren
Barrierefreiheit ist kein Ziel. Sie wird nie wirklich erreicht. Die Welt ist immer in Veränderung begriffen, immer können an anderen Stellen neue Barrieren auftauchen.
Barrieren sind keine Schwächen – hier rege ich an, im Kopf umzuparken –, sondern Möglichkeiten, mehr über sich selbst zu erfahren. Sich zu entwickeln. Sogar die Maßstäbe selbst zu setzen, nach denen Sie leben möchten.
Denn die Hindernisse, die Sie für sich als relevant erkennen, können Ihnen Auskunft über Ihre eigenen Fähigkeiten geben, um mit diesen Barrieren umzugehen: Ich bin davon überzeugt, dass Sie alles in sich haben, was Sie brauchen, um mit allen Herausforderungen zurechtzukommen – ganz jenseits aller Maßstäbe der Perfektion. Üben Sie sich im Vertrauen in Ihre eigenen Möglichkeiten. Wenn Sie diese Möglichkeiten entdecken und ihnen Raum geben, dann finden Sie in sich selbst Halt, einen festen Stand in einer sich ständig verändernden Welt. Oder wir packen einfach gemeinsam an.
Ihr Thomas Kölblin-Herzig